HOME Überblick Geschichte Zweck Kooperationen |
ÜberblickDie Deutsche Gesellschaft für psychohistorische Forschung definiert Psychohistorie folgendermaßen:Die Psychohistorie widmet sich der Untersuchung der unbewussten Wurzeln und Hintergründe von geschichtlichen Entwicklungen, gesellschaftlichen Institutionen, kulturellen Normen und politischen Entscheidungen. Im Vergleich zu anderen Richtungen, die ebenfalls einen psychoanalytischen Blickwinkel auf Geschichte, Kultur und Politik richten, ist die Psychohistorie in höherem Maße darauf ausgerichtet, die Fassade von rationaler Zweckmäßigkeit in Frage zu stellen, die das geschichtliche Handeln, politische Ziele oder wirtschaftliche Interessen dem oberflächlichen Betrachter meist darbieten. Aus dem durch Freud möglich gewordenen Verständnis des durchschlagenden Einflusses der Kindheitsschicksale auf die – oft sehr irrationalen – Verhaltensweisen und Einstellungen im Erwachsenenalter (auch auf gesellschaftlicher Ebene) ergibt sich so ein Forschungsschwerpunkt zur Kindheitsgeschichte bis hin zu Erfahrungen vor und während der Geburt, bei dem die vielfältigen Auswirkungen der historischen Evolution der Kindererziehung auf die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen deutlich werden. Einen Anstoß gebenden Erklärungsversuch stellt dabei die psychogene Geschichtstheorie von Lloyd DeMause dar. Neben dem Schwerpunkt Kindheitsgeschichte befasst sich die Psychohistorie zu einem wesentlichen Teil mit politischer Psychologie, wie z.B. ein Blick auf die Inhaltsverzeichnisse der „Jahrbücher für Psychohistorische Forschung“ aus dem Mattes Verlag, Heidelberg, zeigt. Die Gruppenfantasieanalyse ist dabei ein wesentlicher Teil der Psychohistorie. Hier werden die Motivationen von großen Gruppen untersucht, die ähnlich wie Individuen durch Emotionen und Fantasien angetrieben werden. Die Bemühungen zielen darauf, neue Chancen des tiefenpsychologisch reflektierenden Mitwirkens an der gesellschaftlichen Meinungs- und Willensbildung zu eröffnen – in der Hoffnung, der mächtigen Sogwirkung von Feindbildern, Zerstörung und Gewalt vorzubeugen, den Werten der Solidarität und Kooperation mehr Geltung zu verschaffen und damit unseren Fähigkeiten, kreative Lösungen für unsere Probleme und Konflikte zu finden, zur Entfaltung zu verhelfen." Soweit kurz zum Rahmen einer in diesen Jahrbüchern für psychohistorische Forschung avisierten "neuen Psychohistorie", die zusammengefasst: a) die Geschichte der Kindheit
einschließlich ihrer prä- und perinatalen Phänomene wie die
transgenerationale Weitergabe psychischer Strukturen und
Traumatisierungen in der frühen Kindheit wie in späteren
Lebensphasen und deren Verarbeitungsformen thematisiert (als
Stichworte u.a.: „Psychoklassen“ – „die Evolution der
Eltern-Kind-Beziehungen als eine unabhängige Quelle historischen
Wandels“ – „Projektionen vs. Empathie“ –
„Container-Funktionen“),
b) die historischen Motivationen in Klein- und
Großgruppen, ihrer unbewusst-irrationalen Dynamiken und deren
Ausagieren in der Öffentlichkeit beleuchtet (z.B.
„Gruppenfantasien“ – „Wiederholungszwang“ – „Trance“ –
„auserwählte Traumata und Ruhmestaten“ – „Archetypen“),
c) die Anwendung psychoanalytischer wie
psychologischer (Freud, Rank, Jung, Adler, Winnicott, Klein,
Erikson usw.) und hier besonders bindungstheoretischer
(Attachement-) Erkenntnisse im historischen und
historiographischen Prozess reflektiert.
Psychohistorie enthält in sich die Auseinandersetzung um anthropologische Konstanten und geschichtliche wie zeitgenössische Existenz, also den historischen Wandel der Menschheit(en). Sie überschneidet u.a. sich mit der traditionellen Volkskunde ebenso wie mit der historischen Anthropologie, der prä- und perinatalen Psychologie, der späteren Alltagsgeschichte, der Geschichte der Mentalitäten, der französischen Annales-Schule, der angewandten Psychoanalyse und der Ethnopsychoanalyse. Vielleicht fühlen Sie sich angesprochen und möchten bei uns mitmachen. Wir hoffen, dass Sie auch den Rest der Website anschauen, und würden uns über Ihr Engagement und Ihre Unterstützung freuen. Nehmen Sie Teil an der Erschließung dieses neuen Wissensgebiets, wo noch vieles offen ist. |